Die gute Nachricht vorab: Schülerinnen und Schüler besuchen mehrheitlich gern den Religionsunterricht; in der Grundschule ist die Beliebtheit allerdings größer als im Jahrgang 10 des Gymnasiums. Das war eine der Erkenntnisse, die den Teilnehmenden der Fach- und Fortbildungstagung zur Auswertung des QUIRU-Projektes im Religionspädagogischen Institut (RPI) Loccum präsentiert wurde.
Neugierig waren besonders die Lehrkräfte, die zum Erfolg der breit angelegten Studie beigetragen hatten, indem sie mit ihren Religionsgruppen an der Befragung teilgenommen hatten. Einige Enttäuschung gab es im Publikum, als die Laien erfahren mussten, dass eine fundierte Auswertung empirischer Daten noch einige Monate in Anspruch nimmt. Aber: „Wir haben mit Menschen aus ganz unterschiedlichen Bereichen intensiv diskutiert, wie man den Religionsunterricht besser machen kann, und deshalb war die Tagung trotzdem für mich ein großer Gewinn“, fasste eine Teilnehmerin ihren Eindruck zusammen.
Die Steigerung der Unterrichtsqualität gerade auch im Fach Religion war ein Grundanliegen von QUIRU. Friedrich Schweitzer, der verantwortliche Seniorprofessor für Religionspädagogik, der diese Untersuchung zusammen mit einem Team von empirischen Wissenschaftler*innen an der Universität Tübingen durchgeführt hat, hält als eines der Ergebnisse dieser Studie fest: „Der Religionsunterricht bietet einen soliden Erwerb von Wissen, der die Orientierungsfähigkeit in einer pluralen, vielfältigen Gesellschaft stärkt“.
In zahlreichen Gesprächen, Arbeitsgruppen und vertiefenden Diskussionen wurde neben der Rolle von konstruktiver Unterstützung, der Lernatmosphäre und der Motivation vor allem die hohe Bedeutung von kognitiver Aktivierung für Unterrichtsqualität deutlich. In der Diskussion der Expert*innen kristallisierte sich heraus, dass Qualitätsentwicklung von Religionsunterricht letztlich auch eine engere Vernetzung von Wissenschaft und Praxis der Religionslehrkräftebildung erfordert, als dies bisher der Fall ist. Folgerichtig fordert Schweitzer: „QUIRU ist nicht das Ende, sondern kann nur der Anfang eines Prozesses sein.“ Es werden aus Tübingen noch weitere Auswertungen folgen. Verschiedene Veröffentlichungen sind für 2024 geplant.
Ein schlechter oder als schlecht geltender RU hat keine Zukunft, resümierte der Göttinger Professor Bernd Schröder aus Sicht der Wissenschaft. Diese ersten Ergebnisse zeigten nur die Spitze des Eisbergs. Er wünscht sich weitere bundeslandscharfe Untersuchungen, die auch Aspekte wie Unterrichtsumstände in den Blick nehmen; andere fordern sogar ein echtes Religions-PISA. Ein Ergebnis zum Nachdenken nahmen die Tagungsteilnehmer*innen auf alle Fälle mit: Die Jugendlichen wünschen sich, dass sich ihre Lehrkräfte mehr dafür interessieren, was sie glauben.
Möglich geworden war die Studie durch das gemeinsame Engagement der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen und weiterer Landeskirchen.
Dorothea Otte