Die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers und das Religionspädagogische Institut Loccum trauern um Prof. Dr. Bernhard Dressler, der am 18. April 2023 im Alter von 76 Jahren verstorben ist. Er kam 1991 als Dozent für Gymnasium und Gesamtschule an das Religionspädagogische Institut Loccum; von 1995 bis 2003 leitete er das Institut als Rektor.
Prof. Dr. Dressler befasste sich intensiv mit dem Verständnis von religiöser Bildung, die für ihn in besonderer Weise kritisch-konstruktive Perspektiven des Weltverstehens eröffnet und einer ökonomisch orientierten Funktionalisierung von Bildung wehrt. Dabei führte er an der Differenz von Bildung und Religion das reformatorische Prinzip der Unterscheidung in den Bildungsbegriff neu ein, um die Pluralität von unterschiedlichen Weltzugängen zu begründen. Differenztheoretisches Denken bestimmte seine Verhältnisbestimmungen von Religion und Kirche, Bildung und Theologie. Christliche Religion gewann für Bernhard Dressler schulisch wie kirchlich Gestalt als bildende Kraft des Evangeliums. Theologie dachte er als Professionstheorie für Lehrkräfte, Religionspädagogik im Horizont von Bildungstheorie und Religionshermeneutik bzw. in der Verschränkung von allgemeiner und religiöser Bildung.
Als Rektor des Religionspädagogischen Instituts und danach als Professor an der Philipps-Universität Marburg setzte sich Bernhard Dressler mit großem Gewinn für eine dezidiert wissenschaftlich fundierte Lehrkräftebildung ein. Ihm gelang die für ihre Anerkennung notwendige Anschlussfähigkeit der Religionspädagogik an andere Fachdidaktiken, die ihm auch hinsichtlich fachlicher Weltzugänge wichtig war. Er sah die Notwendigkeit und auch die Lernchance von Fremdheitserfahrungen, die sich in einer globalen Welt immer neu ergeben, nicht nur im Religionsunterricht und entwickelte eine Didaktik des Perspektivenwechsels.
„Mit seinem engagierten Eintreten für einen theologisch und bildungstheoretisch qualifizierten Religionsunterricht war Bernhard Dressler auf der Höhe der Zeit ein nachhaltig erfolgreicher Vordenker für eine kirchlich, schulisch und wissenschaftlich kluge Religionspädagogik. Ohne seine Impulse wären Konzepte religiöser Bildung kaum zukunftsfähig“, würdigt Apl. Prof. Dr. Silke Leonhard, Rektorin des RPI Loccum, das Wirken von Bernhard Dressler.
„Bernhard Dressler hatte sich nach seiner Zeit als Studienrat an einer Gesamtschule zunächst für die Mitarbeit in der Kirche entschieden, um so einen wesentlichen Beitrag zu einem neuen Verständnis von Kirche als einer Bildungsinstitution zu leisten. Damit hat er eine Hinwendung zur Bildungsarbeit in der Kirche initiiert, für die wir ihm als Landeskirche dankbar sind“, unterstreicht die Leiterin der Bildungsabteilung der Landeskirche, Oberlandeskirchenrätin Dr. Kerstin Gäfgen-Track.
Während seiner Zeit am Religionspädagogischen Institut intensivierte Bernhard Dressler in besonderer Weise die Zusammenarbeit mit den Schulen und den Kontakt mit vielen weiteren Akteurinnen und Akteuren im niedersächsischen Bildungsbereich. Ebenso pflegte er die ökumenische Kooperation im Rahmen des konfessionell-kooperativen Religionsunterrichts und förderte die Zusammenarbeit mit dem Fach Werte und Normen durch Fachgespräche und gemeinsame Veranstaltungen. Auch hat er mit Nachdruck auf religionspädagogische Standards und eine wissenschaftliche Verankerung der Arbeit hingewirkt. Die Verbundenheit mit dem Institut blieb kontinuierlich bestehen. Er nahm weiter am religionspädagogischen Diskurs der Landeskirche teil und setzte seine engagierte wissenschaftliche Arbeit auch im Ruhestand fort. „Prof. Dr. Bernhard Dressler gebührt von Seiten der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers und des Religionspädagogischen Instituts höchster Dank und Anerkennung. Wir werden ihn in dankbarer Erinnerung behalten“, sagen Dr. Gäfgen-Track und Prof. Dr. Silke Leonhard.
Dr. Kerstin Gäfgen-Track
Oberlandeskirchenrätin
Apl. Prof. Dr. Silke Leonhard
Rektorin des RPI Loccum