Kirchen planen neues Unterrichtsfach „Christlicher Religionsunterricht“

19. Mai 2021
Symbolfoto: epd-bild

Die Kirchen in Niedersachsen streben einen gemeinsam verantworteten christlichen Religionsunterricht an den Schulen des Bundeslandes an. Dieser Vorschlag solle in den kommenden Monaten mit den zuständigen staatlichen Stellen, den Religionslehrkräften und auch innerhalb der beteiligten Kirchen und Bistümer diskutiert werden, kündigten die Bildungsexpert*innen der evangelischen Kirchen und katholischen Bistümer am Mittwoch an. Auch Schüler*innen, Eltern und für die Aus- und Fortbildung zuständige Einrichtungen sollten einbezogen werden. Das Modell sei bundesweit einmalig und gehe über Kooperationen in anderen Bundesländern hinaus. Denkbar wäre seitens der Kirchen eine Einführung des neuen Faches zum Schuljahr 2023/2024.

Der geplante christliche Religionsunterricht soll für evangelische und katholische Schüler*innen gemeinsam erteilt werden. Darüber hinaus sei er aber zugleich offen für alle anderen interessierten Kinder und Jugendlichen, betonte die Bevollmächtigte der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, Oberlandeskirchenrätin Kerstin Gäfgen-Track. Es handele sich um ein benotetes Pflichtfach, das wie der bisherige konfessionell getrennte Religionsunterricht auch abiturfähig sei. „Der christliche Religionsunterricht wird gemeinsame Inhalte haben“, erläuterte Gäfgen-Track. „Er wird aber auch die Unterschiede, die es zwischen evangelisch und katholisch weiterhin gibt, klar benennen.“

„Start zum Schuljahr 2023/24 denkbar“

Das neue Fach könnte nach Abschluss der Beratungen erstmals zum Schuljahr 2023/24 angeboten werden, sagte der Leiter der Abteilung Schulen und Hochschulen im katholischen Bistum Osnabrück, Winfried Verburg. Es träte dann an die Stelle des bisherigen evangelischen oder katholischen Religionsunterrichtes. Gegenüber dem Land wollen die Kirchen eine gemeinsame evangelisch-katholische Stelle schaffen, die beispielsweise ansprechbar für Fragen der Aus-, Weiter- und Fortbildung der Lehrkräfte ist oder sich um die Genehmigung von Lehrwerken kümmert.

Die katholischen Bistümer und evangelischen Kirchen in Niedersachsen arbeiten beim Religionsunterricht bereits seit 30 Jahren zusammen, erläuterte der Leiter der Hauptabteilung Bildung im katholischen Bistum Hildesheim, Jörg-Dieter Wächter. Beim konfessionell-kooperativen Unterricht könnten evangelische Schüler*innen auch bisher schon am katholischen Unterricht teilnehmen und umgekehrt. Dieses Modell solle nun weiterentwickelt werden, um Schüler*innen innerhalb des neuen Unterrichtsfachs das gemeinsame Erarbeiten von christlichen Inhalten zu ermöglichen.

Grafik: Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen

„Religionsunterricht ist gut nachgefragt“

Laut Wächter sind in Niedersachsen gegenwärtig 46 Prozent der Schüler*innen evangelisch und 16 Prozent katholisch. 23 Prozent seien ohne Bekenntnis, neun Prozent seien Muslime und sechs Prozent gehörten einer anderen Religion an. Demgegenüber nähmen rund 75 Prozent der Schüler*innen an einem christlichen Religionsunterricht teil. „Der Religionsunterricht ist ziemlich gut nachgefragt, und zwar über den Kreis der eigenen Adressaten hinaus“, unterstrich Wächter.

Die Veröffentlichung des gemeinsamen Positionspapiers mit den Eckpunkten für ein neues Unterrichtsfach „Christlicher Religionsunterricht“ steht am Beginn eines mehrjährigen Abstimmungsprozesses. Die beteiligten Kirchen haben auch ein juristisches Gutachten in Auftrag gegeben, um sicherzustellen, dass das künftige Unterrichtsfach den im Grundgesetz verankerten Vorgaben für den Religionsunterricht entspricht. Vor allem aber werden die Kirchen und Bistümer das Gespräch mit dem Land suchen, denn nur gemeinsam mit dem Land kann dieser Religionsunterricht ausgestaltet und eingeführt werden.

Evangelischer Pressedienst Niedersachsen-Bremen / Pressestelle der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen

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Dr. Kerstin Gäfgen-Track, Bevollmächtigte der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen

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Dr. Jörg-Dieter Wächter, Leiter der Hauptabteilung Bildung im Bistum Hildesheim