Rund 100 Religionslehrkräfte haben am 1. Dezember bei einem Online-Werkstattgespräch mit Vertreter:innen beider großer Kirchen in Niedersachsen über den geplanten Christlichen Religionsunterricht (CRU) diskutiert. Ursprünglich sollte der CRU Schwerpunktthema beim dreitägigen Lehrkräfteforum im Hannover Congress Centrum sein; die Veranstaltung musste aus pandemischen Gründen aber kurzfristig abgesagt werden.
Geht es nach den Verfasser:innen eines CRU-Positionspapiers, so soll dieser von den evangelischen Kirchen und katholischen Bistümern in Niedersachsen gemeinsam verantwortete Unterricht den getrennten evangelischen und katholischen Religionsunterricht ablösen. In einer Online-Umfrage zu Beginn des Werkstattgesprächs nannte die Mehrzahl der Lehrkräfte den Schritt „zeitgemäß“, „sehr sinnvoll“, „überfällig“ und auch mit Blick auf die evangelisch-katholische Ökumene „zukunftsweisend“. Andere betonten den Wert des bisherigen konfessionell getrennten Unterrichts und befürchteten eine stärkere Abgrenzung gegenüber anderen Religionen. Bedenken wurden zudem bezüglich des Zeitplans laut. Bereits zum Schuljahr 2023/2024 soll der CRU schrittweise eingeführt werden, was manche Teilnehmende für „überstürzt“ hielten.
Den Fragen der Religionslehrkräfte stellten sich die Mitautor:innen des Positionspapiers Dr. Kerstin Gäfgen-Track, Bevollmächtigte der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, und Dr. Winfried Verburg, Leiter der Abteilung Schulen und Hochschulen des Bischöflichen Generalvikariats Osnabrück. Kerstin Gäfgen-Track verwies darauf, dass der seit einem halben Jahr laufende Diskussionsprozess offen sei und zunächst die Meinung vieler Beteiligter eingeholt werden solle. Ebenso wie Winfried Verburg sieht sie aber eine gewisse Dringlichkeit. Dies habe unter anderem mit der „Religionsdemographie“ zu tun: Nach Hochrechnungen der Uni Freiburg müssen die beiden großen Kirchen bis zum Jahr 2060 mit 58 Prozent weniger getauften Schüler:innen rechnen. Das Mehrheitsfach werde daher langfristig „Werte und Normen“ werden, weil die meisten Schüler:innen einer anderen oder keiner Religionsgemeinschaft angehören werden.