Was hier passiert, gleicht einer „Revolution“ – da waren sich die Beteiligten aus Kultusministerium und den beiden großen Kirchen in Niedersachsen einig. Immerhin geht es um die Einführung eines neuen Unterrichtsfachs: Zukünftig sollen Schüler*innen nicht mehr nach Konfessionen getrennt unterrichtet werden, sondern gemeinsam. Dafür wollen evangelische und katholische Kirche zusammen Verantwortung für einen Christlichen Religionsunterricht (CRU) übernehmen. Um den Startschuss für die Erstellung neuer curricularer Vorgaben zu geben und damit den Rahmen für den zukünftigen Unterricht abzustecken, bekamen die frisch ernannten Mitglieder der Kommissionen, die diese Vorgaben für die Grundschule und die Sekundarstufe I erarbeiten sollen, prominente Unterstützung für ihre Arbeit. Das Kultusministerium hat dafür gemeinsam mit der evangelischen und katholischen Kirche am 8. Februar in Hannover einen besonderen Fachtag veranstaltet.
Niedersachsen als Vorreiter – das sei bereits vor 25 Jahren der Fall gewesen bei der Einführung des konfessionell-kooperativen Religionsunterrichts, betonte Ministerialrat Peter Reinert vom Niedersächsischen Kultusministerium. Nun gehe das Land den nächsten Schritt. Künftig wird es ein einziges „Kerncurriculum“ für die bisher getrennten Fächer Evangelische und Katholische Religion als Grundlage des gemeinsamen Unterrichts geben. Revolutionär ist nicht nur der CRU – erstmals wird es für die Jahrgänge 5 bis 10 aller Schularten ein gemeinsames Stufencurriculum geben.
Die Kirchen sind dankbar, dass das Land Niedersachsen bereit ist, diesen Weg mitzugehen, das unterstrich Dr. Jörg-Dieter Wächter, Leiter des Bereiches Sendung im Bistum Hildesheim. Er stellte aber zugleich klar: „Es geht uns nicht darum, den Einfluss der Kirchen in der Schule zu sichern, sondern darum, jungen Menschen eine fundierte religiöse Bildung zu ermöglichen.“ Denn für viele Menschen spielten Konfessionen kaum noch eine Rolle, darauf wies Oberlandeskirchenrätin Dr. Kerstin Gäfgen-Track, Bevollmächtigte der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen mit Blick auf die Ergebnisse der jüngsten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung hin: „Der CRU kann darauf reagieren und bietet einen Raum für Austausch und Begegnung mit christlichem Denken und Handeln ebenso wie für den Dialog mit Schüler*innen anderer Konfessionen, Religionen und Weltanschauungen.“