CRU-Fachtag: „Das gleicht einer Revolution“

13. Februar 2024

Startschuss für den Christlichen Religionsunterricht: Zwei Kommissionen nehmen ihre Arbeit auf

Was hier passiert, gleicht einer „Revolution“ – da waren sich die Beteiligten aus Kultusministerium und den beiden großen Kirchen in Niedersachsen einig. Immerhin geht es um die Einführung eines neuen Unterrichtsfachs: Zukünftig sollen Schüler*innen nicht mehr nach Konfessionen getrennt unterrichtet werden, sondern gemeinsam. Dafür wollen evangelische und katholische Kirche zusammen Verantwortung für einen Christlichen Religionsunterricht (CRU) übernehmen. Um den Startschuss für die Erstellung neuer curricularer Vorgaben zu geben und damit den Rahmen für den zukünftigen Unterricht abzustecken, bekamen die frisch ernannten Mitglieder der Kommissionen, die diese Vorgaben für die Grundschule und die Sekundarstufe I erarbeiten sollen, prominente Unterstützung für ihre Arbeit. Das Kultusministerium hat dafür gemeinsam mit der evangelischen und katholischen Kirche am 8. Februar in Hannover einen besonderen Fachtag veranstaltet.

Niedersachsen als Vorreiter – das sei bereits vor 25 Jahren der Fall gewesen bei der Einführung des konfessionell-kooperativen Religionsunterrichts, betonte Ministerialrat Peter Reinert vom Niedersächsischen Kultusministerium. Nun gehe das Land den nächsten Schritt. Künftig wird es ein einziges „Kerncurriculum“ für die bisher getrennten Fächer Evangelische und Katholische Religion als Grundlage des gemeinsamen Unterrichts geben. Revolutionär ist nicht nur der CRU – erstmals wird es für die Jahrgänge 5 bis 10 aller Schularten ein gemeinsames Stufencurriculum geben.

Die Kirchen sind dankbar, dass das Land Niedersachsen bereit ist, diesen Weg mitzugehen, das unterstrich Dr. Jörg-Dieter Wächter, Leiter des Bereiches Sendung im Bistum Hildesheim. Er stellte aber zugleich klar: „Es geht uns nicht darum, den Einfluss der Kirchen in der Schule zu sichern, sondern darum, jungen Menschen eine fundierte religiöse Bildung zu ermöglichen.“ Denn für viele Menschen spielten Konfessionen kaum noch eine Rolle, darauf wies Oberlandeskirchenrätin Dr. Kerstin Gäfgen-Track, Bevollmächtigte der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen mit Blick auf die Ergebnisse der jüngsten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung hin: „Der CRU kann darauf reagieren und bietet einen Raum für Austausch und Begegnung mit christlichem Denken und Handeln ebenso wie für den Dialog mit Schüler*innen anderer Konfessionen, Religionen und Weltanschauungen.“

Für die herausfordernde Aufgabe, diese innovativen KC zu erarbeiten, bekamen die Lehrkräfte zudem professionelle Unterstützung: Professor Bernd Schröder von der Universität Göttingen und Professor Jan Woppowa von der Universität Paderborn machten dazu unter dem Titel: „So kann’s gehen“. einen Vorschlag, wie solche religiöse Bildung zukünftig gelingen kann und sich in einem Curriculum abbilden könne. Dafür gelte es, die Balance zwischen der Orientierung an den Schüler*innen und der Vermittlung theologischer Inhalte zu wahren. „Wir haben die Riesenchance, unser Fach so zu konzipieren, dass es sowohl der heterogenen Schüler*innenschaft gerecht wird als auch den Reichtum christlicher Tradition fruchtbar machen kann“, sagte Schröder. „An erster Stelle stehen für uns nicht die Wahrheitsbestände der Kirchen, sondern die Adressaten“, beschrieb Woppowa diese Akzentverschiebung.

Und wie geht es den Lehrer*innen damit, die sich nun an die Arbeit in den Kommissionen machen? Sarah Hansing von der evangelischen Grundschule Eichelkamp bei Wolfsburg freut sich auf die Aufgabe, den Religionsunterricht neu zu gestalten: „Dieser Tag heute hat mir gezeigt, wie viel kreatives Potenzial wir haben, wenn wir als evangelische und katholische Lehrkräfte Hand in Hand für die Umsetzung dieser Ideen arbeiten.“ Auch Tanja Voss von der Grundschule Atter in Osnabrück hat große Erwartungen an das Fach CRU: „Auf diese Weise können wir den Religionsunterricht wieder attraktiver machen!“

Ein Jahr Arbeit liegt nun vor den beiden Kommissionen, bevor nach bisherigem Planungsstand im Schuljahr 2025/26 der Unterricht im neuen Fach beginnen kann. Für diesen Weg wollen die Kirchen den Lehrkräften den Rücken stärken; auch weiterhin stehen Expert*innen für Rückfragen zur Verfügung. Gäfgen-Track machte zudem den Kommissionmitgliedern Mut: „Sie alle sind Expert*innen. Sie wissen, wie man schwierige theologische Themen in die Gegenwart überträgt. Sie geben ein klasse Bild von Kirche ab!“