„Die Vokation ist für mich so etwas wie die geistliche Untermalung meiner wissenschaftlichen Ausbildung“, sagt Katharina Seebürger von der Astrid-Lindgren-Grundschule in Barsinghausen. „Sie ist die endgültige Bestätigung dafür, dass ich befähigt bin, Religion zu unterrichten. Und die Zusage der Kirche, dass sie mich darin bestärkt.“
Zusammen mit knapp 40 anderen Religionslehrer*innen ganz unterschiedlicher Schulformen war Seebürger zu einer mehrtägigen Vokationstagung ins Religionspädagogische Institut Loccum (RPI) gekommen, an deren Ende ein Gottesdienst mit Verleihung der Vokationsurkunde und persönlichem Segen stand. Drei Tage lang drehte sich alles um „Religionsunterricht im pluralen Kontext der Schule“ – so der Titel der Tagung, die von RPI-Dozentin Kerstin Hochartz geleitet wurde. „Im Fokus stand das Thema Fremdsein“, erklärt Hochartz. „Dabei ging es um eigene Erfahrungen der Religionslehrkräfte mit sich selbst und im Kontext der Schule, wo das Fremdsein gerade durch die Aufnahme ukrainischer Kinder und anderer Geflüchteter hoch aktuell ist.“
Laura Badewein von der IGS Kreyenbrück ist dankbar für diesen inhaltlichen Input. „Ich habe sehr viel mitgenommen, sowohl für die Schule und den Unterricht als auch für die eigene Persönlichkeitsbildung“, sagt sie. „Und ich bin mit anderen Lehrkräften ganz unterschiedlicher Schulformen ins Gespräch gekommen. Da macht es mir Mut und Freude zu erleben, wie viele Schüler*innen damit aufwachsen, dass sie tollen Religionsunterricht bei tollen Persönlichkeiten genießen können.“
Auch Lilian Oberheide, die als Förderschullehrkraft an der Grundschule Kirchohsen arbeitet, schwärmt von dem Miteinander in dieser Zeit in Loccum: „Ich bin hergekommen und kannte quasi niemanden. Aber ich fahre nach Hause mit ganz vielen Begegnungen, für die ich sehr dankbar bin.“
Bei der Vokation handelt es sich um eine Unterrichtsbestätigung, die die evangelischen Kirchen allen grundständig ausgebildeten evangelischen Religionslehrkräften verleiht. „Die Vokation ist zugleich das Versprechen der Kirche, Religionslehrkräfte nicht allein zu lassen, sondern sie zu unterstützen – ihnen gleichsam durch Fortbildungsangebote, durch Gespräche mit dem Land und durch das politische Eintreten für diesen Unterricht den Rücken zu stärken“, betont Oberkirchenrat Marc Wischnowsky, der die Predigt hielt und die Vokationsurkunden verlieh.
„Irgendwie fühlt es sich für mich jetzt vollständig an“, sagt Oberheide am Ende dieser Tagung. Seit mehr als 10 Jahren leitet sie ehrenamtlich eine Jugendgruppe in ihrer Kirchengemeinde in Tündern. „Nun habe ich irgendwie nochmal eine ganz andere Verbindung zur Kirche.“
Im Zentrum des Gottesdienstes stand ein Text aus dem Jesajabuch, in dem der Prophet das Verhältnis Gottes zu seinem Volk mit einer Liebesbeziehung zwischen zwei Menschen vergleicht. „Wir haben uns heute angewöhnt, wissenschaftlich von Gott zu reden. Doch das ist weit weg von unserer Welt“, sagte Wischnowsky in seiner Predigt. Dabei es sei wichtig, Gottes Wirklichkeit mit konkreten Bildern zur Sprache zu bringen. Dankbar blickt Wischnowsky deshalb auf die Arbeit der Religionslehrkräfte in den Schulen: „Wenn Sie junge Menschen zum Nachdenken bringen über so große Themen wie Gnade, Treue und Vergebung oder die Frage, ob sich mein Leben ändert, wenn ich mich von Gott geliebt weiß, dann kleiden Sie Gottes Zusage in Worte des Alltags. Und wenn wir Sie heute für diesen Dienst segnen, dann tun wir das im Vertrauen darauf, dass diese Zusage auch Ihnen gilt.“
Dr. Michaela Veit-Engelmann, Öffentlichkeitsarbeit des RPI Loccum